Editorial: “Befreit von falschen Perspektiven”
Das war für mich eine ganz neue Entdeckung als ich sah, dass man Weltkarten ja auch ganz anders darstellen konnte. Da war plötzlich Amerika ganz rechts und meine Heimat weit links außen. Eine ganz andere Perspektive mit Asien im Mittelpunkt. A.W. Tozer sagt, dass das Wesentliche ist, wie wir über Gott denken. Das wirkt sich aus auf unser Leben und unseren Alltag. Das Wort immanent wird in der Theologie verwendet, um zu zeigen, dass Gott mit in unserer Welt ist und transzendent um zu zeigen, dass er von der Welt unterschieden, der ganz Andere ist. Der Gedanke, dass Gott uns nah ist, ist uns vertraut. Diese unnahbare Andersartigkeit oft viel weniger. Für viele Menschen in unserem Kulturkreis, die sich als religiös oder gottgläubig bezeichnen würden, ist Gott „so tolerant wie ein Talkshowmaster, so liebevoll, wie eine vernarrte Großmutter und so irrelevant wie der Kalender vom letzten Jahr“ schreibt E.W. Lutzer.
Und wie denke ich über ihn?
Ein viertel Jahr nach dem Auszug aus Ägypten stand Israel vor dem Berg Sinai. Nun würden sie lernen, dass Gott überall ist, aber doch verborgen. Und wenn wir Menschen dann eine Begegnung mit ihm haben, raubt uns das den Atem und lässt uns vor Angst erzittern:
„Der ganze Berg Sinai war in dichten Rauch gehüllt, weil Jahwe im Feuer auf ihn herabgekommen war. Rauch stieg von ihm auf wie von einem Schmelzofen. Der ganze Berg wurde von einem gewaltigen Beben geschüttelt. Das Dröhnen des Schofar wurde immer lauter. Mose rief, und Gott antwortete ihm mit Donnerstimme.“ „Als das ganze Volk den Donner und die Flammen wahrnahm, das Dröhnen des Schofar und den rauchenden Berg, da zitterte es vor Angst.“ (2. Mose 19,18- 19; 20,18)Wann stand ich das letzte Mal sprachlos vor diesem unheimlichen, anderen, heiligen Wesen? Wie oft denke ich überhaupt bewusst darüber nach, wie er ist? Ich merke, dass das Ruhe und Zeit braucht. Dass ich mich darauf einstellen und einlassen muss, vor meinem Herrn zur Ruhe zu kommen und mich ihm zu stellen, ihm zu begegnen und über ihn nachzudenken. Wenn ich Seiner Heiligkeit begegne dann sehe ich, wie unwürdig ich bin, wieviel Sünde und Unvermögen bei mir ist, wo ich vorher vielleicht eine ganz gute Meinung von mir hatte. „Wir wollen alles tun, was der Herr sagt.“ sagten die Israeliten und unterschätzten, was auf sie zukam. „Ich werde dich niemals verlassen, bin bereit für dich zu sterben“, sagte Petrus, bevor er ihn verleugnete. Beide lernten viel über sich durch ihr Versagen und vor diesem Hintergrund viel über die andere Seite: Gottes GNADE. Er hat einen Mittler, der es möglich macht mit IHM, dem ehrfurchtgebietenden Gott in Beziehung zu treten. Für uns ist das Jesus Christus, bei dem Gottes Herrlichkeit sichtbar wurde, eine Herrlichkeit wie die eines einzigartigen Sohnes, voller GNADE und Wahrheit, voller Liebe und HEILIGKEIT. Beides gehört zusammen. Wenn wir nur eine Seite betonen beginnen wir zu hinken. Ich will mir Zeit nehmen, will nachdenken über meinen Gott und Heiland, über meinen Richter und Erretter.